Gute Taten bleiben in Erinnerung

Kühe merken sich, wenn jemand ihnen etwas Gutes getan hat oder hegen einen jahrelangen Groll gegen andere Kühe oder auch gegen Menschen, durch welche sie schlecht behandelt worden sind.
Kümmern sich Menschen mit einer positiven Einstellung um sie und lassen ihnen freundliche Handlungen
zu Gute kommen, so danken die Kühe dies mit Vertrauen, sozialem Abschlecken und geben beim Melken
mehr Milch. Werden die Kühe dagegen unfreundlich angesprochen oder körperlich gedrängt, so reagieren
sie mit Meideverhalten, schlagen aus und geben weniger Milch. Eine Studie von Forschern der Wiener Universität für Veterinärmedizin und dem Department of Psychology, Monash University, Australien,
fand bei Untersuchungen auf 30 Höfen heraus, dass die Kühe schon sensibel auf eine negative Grundeinstellung der Pfleger reagierten.
Wie groß das Vertrauen zu einem sanften Pfleger ist, zeigt ein weiteres Experiment der österreicher Forscher. Sie zeichneten die Herzschlagrate von Kühen in einer Stresssituation auf und verglichen den Einfluss fremder Personen mit jenem von Vertrauenspersonen. Als sie eine tierärztliche Rektaluntersuchung durchstehen mussten, ließen sich die Kühe von Fremden überhaupt nicht beruhigen, während die Zuwendung eines vertrauten Menschen den Kühen half, Mut zu fassen. Sie bewegten sich nicht mehr so unruhig und die Messungen zeigten, dass auch ihr Herz ruhiger schlug.


Vgl. "The relationship between attitudes, personal characteristics and behaviour of stockpeople and subsequent behaviour and production of dairy cows", in: Applied Animal Behaviour, 2002

"Previous handling and gentle interactions affect behaviour and heart rate of dairy cows during a veterinary procedure",
in: Applied Animal Behaviour Science, Volume 85, Issues 1-2, 12 January 2004, Pages 31-42




Ich kenne dich, vergiss mich nicht

Schafe können sich die Gesichter von mindestens 50 anderen Schafen einprägen und können sich auch noch nach 2 Jahren an deren Gesichter erinnern. Mehr noch, misst man die Gehirnströme der Schafe, so ergeben sich Hinweise darauf, dass die Schafe auch ein mentales Bild eines anderen Individuums in ihrem Kopf aufrufen können, während das andere Schaf abwesend ist.
Die Fähigkeit, sich an einzelne Individuen zu erinnern und diesen Artgenossen Eigenschaften zuweisen zu können, ermöglicht den Tieren ein Verhalten, dass dem Gegenüber angepasst ist. Es ist die Basis für sozialpsychologische Handlungen zwischen dem "Selbst und den Anderen". Über jedes Tier der Herde weiß das Tier bescheid, kennt seine Persönlichkeit. Mit einigen ist es befreundet, ist offen und verspielt, andere fürchtet und meidet es, es ist sich der eigenen Position in den Hierachien der Gruppe bewusst, nimmt teil an der Aufgabenverteilung, etc.


Vgl. u.a. "Sheep Are Highly Adept at Recognizing Faces, Study Shows", National Geographic Today, November 7, 2001
Beobachtet man eine Kuhherde, zeigen sich schnell die komplexen
sozialen Interaktionen zwischen den Tieren, welche mit zunehmenden Beobachtungszeitraum immer differenzierter und individualitätsbezogen
hervortreten. Es zeigen sich u.a.:

Freundschaft, Zärtlichkeit, Eintracht, Zwietracht, Eifersüchteleien, Gewalt, Streit, Versöhnung, Ignoranz und Interesse am Gegenüber.
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