Beobachten > Schlußfolgern > Handeln

Vögel lieben die Freiheit und deshalb versuchen viele Vögel, die eingesperrt sind, sich die Freiheit zu erarbeiten. Dazu untersuchen sie u.a. ihr Gefängnis auf Schwachstellen.

Besonders interessant ist, wie sie ihre Beobachtungsgabe benutzen, um einen Ausweg zu ersinnen. An einigen Käfigen sind Futterhäuschen angebracht, die von Außen durch eine Luke eingeklemmt werden. Zum Befüllen werden diese herausgenommen und die Käfigöffnung zugeklappt. Der Vogel beobachtet dies und erkennt den Zusammenhang,
dass eine Öffnung entsteht, wenn das Futterhäuschen herausgenommen wird. Daher geht
der Vogel dazu über, sich unter die Sitzstange des Futternapfes zu klemmen und versucht mit seinem Rücken das Futternapf nach Außen herauszustemmen. Dies ist beschwerlich und nicht gleich von Erfolg gekrönt. Trotzdem beharrt der Vogel auf der Strategie,
denn er kennt den Zusammenhang und überträgt die Erkenntnis, dass der Mensch das Napf herausnehmen kann, darauf, dass auch er einen Weg finden kann, das Napf zu entfernen. Er arbeitet so lange an dem Projekt, bis das Napf aus der Halterung springt und er durch die Öffnung nach draußen gelangt. Nicht jeder Vogel macht dies, aber zahlreiche Vogelhalter müssen Käfigtüren und Näpfe extra sichern, um die Vögel daran zu hindern, die Türen zu öffnen und die Näpfe herauszuhebeln.

Leider reagieren viele nicht auf dieses Leiden der Vögel an der Beengung, indem sie ihnen wenigstens ununterbrochenen freien Ausflug ermöglichen. Da Vögel durch ihre Gewandtheit ein anderes Raumgefühl haben, ist es kaum möglich ihren Wunsch nach Freiheit zu befriedigen und man sollte sich überlegen, vollkommen darauf zu verzichten, diese virtuosen und intelligenten Tiere (fest-) zu halten.

Auch in großen Räumen auf dutzenden Quadratmetern und mit Baumbewuchs, wie sie
in einigen Zoos eingerichtet wurden, geht es den Vögeln zwar wesentlich besser als bei altmodischen Einrichtungen, doch viele Vögel sind nicht zufrieden damit. Sie beobachten die Türen und fliegen u.a. die Türklinken an, weil sie den Zusammenhang erkennen, dass dies das Nadelöhr ist, durch das ein neuer Freiraum erreicht werden kann.
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