Liebe und Zusammenhalt - Gemeinsam sind wir stark!

Die erste und unmittelbarste Liebe ist die Mutterliebe. Die Mutter sorgt für ihre Kinder und beschützt sie. Das Band zwischen ihnen ist so eng, dass die Tiermutter oft bereit ist, ihr Leben zu riskieren, um ihre Jungen zu retten. Immer hat sie ein wachsames Auge auf die Kleinen. Ihre Liebe macht sie aufopferungsbereit, denn ihre Handlungen bedürfen einer starken emotionalen Motivation.
Genauso ist die Mutter-Kind-Bindung von Seiten des Kindes stark und wenn es von der Mutter getrennt ist, fühlt es sich verzweifelt und verloren. Es bemüht sich nach allen Kräften, seine Mutter wiederzufinden. Es stellt damit wieder die Schutzsituation her, die sein Überleben fördert.
Ein besonders fürsorgliches Tier hat gute Chancen, dass seine Nachkommen überleben.
Die Liebesbände dienen zwar einem Zweck, aber fühlen sich weder für die Menschen noch für ein anderes Tier zweckhaft an. Die Liebe bereitet ihnen ein Wohlgefühl und deshalb suchen sie die Liebe.
Mehr noch, ohne eine Gelegenheit auf eine emotionale Bindung fühlt sich ein soziales Tier elend und sein Lebenswille ist verringert.
Findet das Tier einen Partner, mit dem es sich versteht, wächst eine Bindung zwischen den beiden. Ihre Liebe beeinfluust ihre Verhaltensweisen gegenüber einander. Ihr liebevoller Umgang ist nicht anders als bei menschlichen Liebenden:

- sie suchen die Nähe des anderen

- sie unternehmen zusammen etwas
und begleiten einander

- sie nehmen Rücksicht aufeinander

- sie teilen die Nahrung

- sie kuscheln sich zusammen

- sie machen sich Mut

- sie teilen Gewohnheiten und Vorlieben
Diese Liebe beschränkt sich nicht auf Geschlechtspartner oder Artgenossen. Sie kann sich zwischen den verschiedensten Tieren entwickeln, wenn sie einander kennenlernen und gut zueinander sind. Gemeinsam stehen sie die Widrigkeiten des Lebens besser durch.
Dauerhafte Bindungen

Hat ein Tier erstmal eine Liebe zu einem anderen Tier entwickelt, so ist diese Bindung auch beständig.
Auch nach wochen- oder sogar jahrelanger Trennung erkennen sich die beiden wieder und stürzen voller Begeisterung aufeinander zu und drücken ihre Freude über das Wiedersehen aus. Gerade bei Hunden haben viele Menschen diese ausgelassene Begeisterung schon selbst erlebt, wenn ein Hund geradezu Purzelbäume schlägt
und einen über und über abschleckt, wenn ein geliebter Mensch zurückkehrt.
Doch auch andere Tiere, zu denen nicht so viele Menschen eine persönliche Beziehung aufgebaut haben,
z.B. Schweine und Kühe, reagieren demgemäß. Sie vergessen einen wirklich engen Kontakt nicht und öffnen sich in aller Vertrautheit und Zuneigung, auch wenn räumliche und zeitliche Trennung sich dazwischen gestellt haben.
Diese Dauerhaftigkeit der Liebe spielt biologisch eine wichtige Rolle beim reziproken Altruismus und sorgt dafür, dass Tiere, die sich in der Vergangenheit zur Seite gestanden haben, auch in Zukunft einander helfen.

Werden Kälber von ihren Müttern getrennt, wie es für die Milchwirtschaft praktiziert wird, so leiden beide unter der Trennung. Wird den Kälbern nach längerer Separierung eine Wiedervereinigung mit ihren Müttern ermöglicht, so hängen sie sehr an ihren Müttern und ihre Bindung ist trotz zeitlicher Distanz ungebrochen - auch wenn sie sich mittlerweile selber von Gräsern und Kräutern ernähren können und die Mutter nicht mehr als Milchquelle benötigen. Trotzdem bleibt die Mutter ein Platz des Schutzes, der Anlehnung und der Geborgenheit.
Emotionales Trauma

Alle sozialen Wirbeltiere fühlen sich nur wirklich wohl, wenn sie mit ihren Artgenossen frei interagieren können und mindestens eine liebevolle Bindung zu einem anderen Tier erleben können.
Sonst leiden sie unter psychischen Störungen und Depressionen. z.B. setzen sich Gänseküken, die isoliert aufwachsen müssen, in eine Ecke und starren die Wand an, anstatt ihre Umgebung zu erkunden und auf Reize der Außenwelt zu reagieren.
Hühner, die nicht mit ihrer Mutter im Familienverband aufwachsen, sondern die künstlich ausgebrütet werden und per Fließband befördert werden, um dann in beengten Käfigen eingesperrt zu werden, verletzen andere und hacken sich selbst blutig, d.h. sie zeigen selbstzerstörerisches Verhalten ähnlich wie einige Menschen es tun, welche unter großem psychischen Druck stehen. Auch Haustiere, die körperlich gut versorgt sind, welche aber unter Vereinsamung leiden, reißen sich die Federn aus, beißen sich blutig usw.
Neurologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Unterbrechung des Kind-Eltern Kontaktes zwischen Küken und Huhn zu langfristigen spezifischen synaptischen Veränderungen in den limbischen cortikalen Regionen führt. Die Veränderungen bewirken Defizite im emotionalem Verhalten und beinträchtigen die Lernfähigkeit und Gedächtnisbildung. Misshandlungen und Ereignisse wie der Verlust oder die Trennung von den Eltern hinterlassen in den limbischen Emotionsschaltkreisen lesbare Spuren.

Vgl. u.a. "Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussen die funktionelle Entwicklung des Gehirns", Neuroforum, Februar 2003
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