Die Vokabeln einer fremden Sprache

Hühner sind gesprächige Tiere wie man schnell hört, wenn man sich unter sie begibt.
Aber was verbirgt sich hinter dem glücklichen Glucksen einer Henne auf dem Nest oder dem
schnellen Gackern eines Hahns? Was bedeutet diese Signale für die anderen Hühner?

Am zoologischen Institut der Universität von Wisconsin konnte man 24 Rufe von wilden Hühnern
sonographisch dokumentieren und sie mit einer vergleichbare Varianz von Lauten bei Haushühnern
vergleichen. Kücken machen sich bemerkbar durch das Pfeifen des Verlassenseins, wenn sie ihre Mutter suchen, teilen sich mit Stimmfühlungslauten mit oder rufen einen trillernde Angstruf aus. Eine abfallende Tonfolge drückt Beklemmung aus, eine aufsteigende Tonfolge zeigt ihr Vergnügtsein.
Die Mutter lockt ihre Kinder mit Rufen, zeigt ein vielfältiges Glucken, besitzt einen Futter- und Schlafruf, sie kann die Kücken gezielt warnen und unterscheidet dabei zwischen Luft- und Bodenfeinden, damit die anderen Hühner wissen, ob sie nach oben schauen sollen, sich ducken oder in Deckung laufen. Weiterhin gibt es Angstrufe der erwachsenen Tiere und Drohrufe.
Die Spektrogramme zeigen, dass Hühner rasche rhythmische Wiederholung verwenden, Abfolgen von kurzen relativ tiefen Einzellauten oder gestückelten, längeren und höheren Einzellauten.

Vgl. The Spectographic Analysis of Sound Signals of the Domestic Fowl, Department of Zoology, University of Wisconsin
Im Zentrum für Verhaltensforschung an der Macquarie University in Sydney, Australien, erforschte man die Laute von Hühner näher, um nachweisen zu können, dass es sich um bedeutungstragende Codes handelt.
Wenn ein Hahn einer Henne signalisierte, dass sich Futter in ihrer Nähe befindet, begann sie nach dieser Nahrung zu suchen. Wusste die Henne bereits, dass es etwas im Versuchsfeld zu Fressen gab oder hatte sie dort schon einige Körner selbst gefunden und gegessen, so interessierte sie sich nicht mehr für die Information, die der Hahn gab, denn sie wusste bereits bescheid.

Im Field Research Center der Rockefeller University, New York, stellte man zudem fest, dass die Tiere nicht nur andere Hühner durch Lockrufe zum Futter einladen, sondern dabei auch ihr Urteil über die Qualität des Futters mitteilen. Wenn ein Futter besonders begehrenswert ist, wird dies durch eine größere Zahl hochfrequenter Rufe mitgeteilt, handelt es sich um ein nicht so leckeres Futter, erfolgen einige wenige, langsame Rufe. Je nach dem Begeisterungsgrad des Rufes eilten die gerufenen schnell herbei, zögerten oder entschieden sich gegen das Kommen.

Vgl. "Representational signalling in birds" in: Biology Letters, Animal Behaviour, 2007

"Vocal communication in the domestic chicken : Does a sender communicate
information about the quality of a food referent to a receiver?" in: Animal Behaviour, 1986, 34, S. 188-193

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