Experimentelle Nachweise von Gedächtnisleistungen bei Tauben

Tauben sind ausgezeichnet darin, sich Bilder über Jahre hinweg
einzuprägen, wie man an der Tufts-Universität in Medford nachwies.
Die Tauben konnten 1200 Bilder wiedererkennen, die ihnen in der
Vergangenheit gezeigt wurden, und konnten sich besonders gut an
das erinnern, was sie als erstes gelernt hatten.

Vgl. Der Stern, "Tauben mit Elefantengedächtnis", November 2006



Auch Forscher der University of Kentucky und des Georgetown
Colleges untersuchten in verschiedenen Tests das Erinnerungs-
vermögen von Tauben.

Die Tauben konnten wiedergeben, ob sie zuvor eine horizontale oder vertikel Linie gesehen hatten. Darüberhinaus konnten die Tauben sich an ihre eigenen Handlungen erinnern und wiedergeben, wofür sie sich in der Vergangenheit entschieden hatten. Hierbei ist nicht nur die grundsätzliche Erinnerungsleistung von Bedeutung, sondern vorallem das episodische und autobiografische Gedächtnis. Die Tauben waren sich ihrer selbst bewusst, denn sie wussten, was sie getan hatten. Nachdem die Tauben in den verschiedenen Versuchssituationen verstanden hatten, woran sie sich jeweils erinnern sollten, antworteten sie in 90% der Fälle richtig.
Zudem antizipierten die Tauben, wonach sie gefragt werden würden und merkten sich dies gezielt. Um unerwartete Fragen stellen zu können, schalteten die Forscher ablenkende Beschäftigungen dazwischen, doch auch trotz Ablenkung erinneren sich die Tauben richtig.

Vgl. "Episodic-loke memory: Pigeons can report location pecked when unexpectedly asked" in: Behavioural Processes, Volume 79, October 2008




Eine andere Studie arbeitete mit einer Herzfrequenzmessung, um psychophysiche Wahrnehmungs- und Unterscheidungsschwellen von Vögeln messbar zu machen. Die Tauben waren mit ihrem "echoic memory" fähig, periodische gegenüber aperiodischen Geräuschen zu memorisieren. Um die Aufgabe zu lösen, mussten die Tauben die gehörten Frequenzsequenzen mit den Sequenzen in ihrer Erinnerung vergleichen. Je größer der Intervall eines Geräusches, desto schwieriger sind zwei Hörsamples zu unterscheiden.
Das auditore Erinnerungsvermögen von Tauben reichte unerwartet an menschliche Leistungen heran, obwohl man solch ein auditores Merkvermögen bisher nur Singvögeln und Menschen zugetraut hatte. Eine begabte Taube konnte genauso erfolgreich 2,5 Sekunden-Intervalle von periodischen Geräuschen identifizieren wie ein Mensch (beide haben eine Trefferquote von ca. 80%). Zwar kann ein Mensch ein "echoic memory" von über 10 Sekunden erreichen, allerdings liegt seine Trefferquote dann unter 30% und schließt damit nicht Zufallstreffer aus.

Vgl. "Echoic memory in pigeons" in: Behavioural Processes, Volume 79, October 2008
und vgl: "PARAMETERS OF ECHOIC MEMORY", Christian Kaernbach,
Institut für Allgemeine Psychologie, Universität Leipzig
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